Otto
Beck

Ullrich Mellitzer

DIE SPIELE DER MINERVA
EINE INTERAKTIVE COMPUTER- UND VIOEOINSTALLATION AM BUNDESGYMNASIUM ZAUNERGASSE
VON OTTO BECK UND ANTON THIEL 

Im Janner 1993 haben die Künstler Otto Beck und Anton Thiel (Computerprogramm Thomas Niedermayr) im Bundesgymnasium Zaunergasse, Salzburg, die erste interaktive und multimediale Computerinstallation an einer österreichischen Schule verwirklicht. Idee, Konzept und Gestaltung verbinden ästhetischen Anspruch und technischen Gebrauchswert in einer besonderen Weise. Trotz der geringen finanziellen Mittel, die im Rahmen des Kunst am Bau Auftrages zur Verfügung gestanden sind, konnte eine sehr komplexe Losung erarbeitet werden, die auf dem Prinzip der Interaktivität aufbaut. Der Titel der Anlage "Die Spiele der Minerva" deutet bereits auf die Vielfältigkeit der Verwendungs- und Gestaltungsmöglichkeiten hin. Nachfolgend eine Kurzbeschreibung:   Zehn in Serie geschaltete Monitore sind an einem zentralen Ort, gut einsehbar und in einem harmonischen Zusammenspiel mit der Architektur des Pausenraums der Schule installiert, sodass die kommunikative Bedeutung der Anlage besonders zur Geltung kommt. Diese Monitore werden durch einen Grafikcomputer gesteuert. Daran angeschlossen sind ein Videorecorder und eine Videokamera. Schüler und Lehrer haben mittels eines Keyboards im Pausenraum Zugriff auf den Computer und die angeschlossenen Geräte. Das Grundprogramm, langsam rotierende Grundfarben, ist als elektronische Malerei gedacht und steht im gestalterischen Kontrast zum neutralen Wert der Architektur. Mittels eines Scrolltextes kann die Direktion Mitteilungen an die Schüler verlautbaren.   1m Bilderarchiv können die Schüler elektronisch abgespeicherte Bilder (Festplatte des Computers, Videoband, Videokamera) abrufen und auf den Monitoren sichtbar machen. Videobänder, die im Unterricht entstehen und die die pädagogische Arbeit eines Unterrichtsfaches dokumentieren, können so der Schulgemeinschaft präsentiert werden.   Über ein eigenes Bildbearbeitungsprogramm (Digitizer und Malprogramm) können dann die Schüler einzelne Bilder verändern, neu gestalten und für den nächsten Benutzer abspeichern. Bei Nichtbenutzen der Anlage lauft wieder das Grundprogramm.   PARABELN   ZWEITER TElL DER KUNST AM BAU-INSTALLATION AM BUNDESGYMMNASIUM ZAUNERGASSE VON OTTO BECK UNO ANTON THIEL, 1993/94   Zusatzlich zur schon bestehenden Computer- und Videoinstallation wurden im großen Pausenraum der Schule drei elementare physikalische Phänomene durch drei elementare sinnliche Reize dargestellt: Drei Parabolspiegelsysteme zeigen die elektromagnetische Strahlung, die Wirkung der Akustik und das Spiel des Lichts.   Erster Parabolspiegel = Elektromagnetische Wellen   Dieses System macht mittels einer Videokamera die Obertragung, Sendung von optischen Informationen und deren Steuerung möglich. Durch die Einbindung in die interaktive Computerinstallation können die dadurch erhaltenen Bilder manipuliert werden.   Zweiter Parabolspiegel = Akustik   Hier dient das Parabolspiegelsystem zum Empfang und zur Aussendung von akustischen Wellen. Diese können mittels eines Effektgerätes so beeinflusst werden, dass die eingegebenen Signale (Sprache, Sampler, Tonbandgerät) Über den Parabolspiegel gerichtet und moduliert ausgesendet werden. Die Benützer erzeugen so zielgerichtet in bestimmten Bereichen einen musikalischen Raum.   Dritter Paralbolspiegel = Optik   Das durch den Parabolspiegel gebündelte Licht wird durch ein Prisma in seine spektralen Farben gebracht und durchwandert in einer langsamen Bewegung den Raum.   KLANGFARBE   STRASSE   Im anschließenden Gang wurde die akustische Installation mittels einer "KLANGFARBENSTRASSE erweitert. Um die Zylinder der Lichtschächte wurden Lautsprecher montiert, die mit Bewegungssensoren gekoppelt sind. Sobald jemand in den Sensorbereich tritt, ertönt ein Signal (Melodie, Geräusch), das in einen Sampler eingespeichert ist. Es besteht die Möglich- keit, dass die Schüler über ein einfaches Tonbandgerät oder aber über einen eigens zur Verfügung gestellten Musikcomputer die KIange modifizieren kön- nen. Durch eine spezifische Bewegung unterhalb der "Schallinsel" kann die Lauterzeugung konkret beeinflusst werden, was im Idealfall zu einem tänzerischen Bewegungssablauf führt. Die spezifischen Klangfarben verleihen dem Gangbereich besondere Atmosphäre. Die einzelnen Lichtschachte sind außerdem durch farbige Glaser akzentuiert.

Ullrich Mellitzer 1993