Um die Zeit eine Schlaufe legen
Installation „Archensegel“
Galerie Fotohof 1986
Die Installation besteht aus 12 Filmbildern, die auf eine
Leinwand projeziert werden. Jedes dieser Filmbilder wird mit einer sogenannten
Endlosschleife in Super 8 Projektoren vorgeführt, durch die sich ein bestimmter
Filmausschnitt andauernd wiederholt. Da die Endlosstreifen unterschiedlich lang
sind, verschiebt sich der zwölfteilige Gesamteindruck ständig, sodass nie zwei
gleiche Bilder parallel auf der Leinwand erscheinen. Neben werbespottartigen
Filmsequenzen mit einer hohen Handlungsdichte stehen Szenen, deren Inhalt sich
praktisch nicht verändert. Bei der Betrachtung dieser Installation bekommt man
den Eindruck eines bestimmten Rhythmus‘, eines bestimmten Rasters, der aber
dennoch visuell nie greifbar oder voraussehbar ist.
Otto geht mit dieser Arbeit auf zwei visuelle Medien
gleichzeitig ein: auf den Film und die Fotografie. Dies ist bereits im Titel
einer Anspielung auf Tarkowskis „Die versiegelte Zeit“ deutlich. Ein Aspekt der
Entwicklung des neuen Films (zumindest im Experimentalfilm) geht in Richtung
eines statischen Kamerastandpunktes. Auf der anderen Seite gibt es in der Fotografie
eine breite Strömung, die sich mit der Kombination von Einzelfotos beschäftigt,
mit einer sogenannten bildsprachlichen Arbeit. Die kürzlich im Fotohof
vorgestellte Arbeit von Heinz Cibulka ist als ein Beispiel dafür anzuführen.
Auch das Einbeziehen von Bewegung in das fotografische Bild ist ein neu
aufgegriffenes Anliegen, das oft durch Langzeitbelichtungen gelöst wird.
Otto Beck hat beide Elemente in seiner Arbeit verbunden.
Es finden sich Bilder, etwa die eines Parkes, die völlig unverändert wie Fotos
auf der Leinwand stehen bleiben. Daneben gibt es das groteske Wiederholen
kleinster Bewegungsabläuft ( an eine hängengebliebene Schallplatte erinnernd),
die dadurch den Film als zeitlich unaufhaltsam fortschreitende Darstellung des
Lebens diffamieren. Und es finden sich Ausschnitte aus anderen Filmen, vom
Pornofilm bis zum Zeichentrick, die, auf das Knappeste verkürzt eine
Filmgeschichte zu erzählen versuchen. Mit seinen filmisch-fotografischen
Zitaten distanziert sich Otto Beck auch vom Versuch der
Wirklichkeitsrekonstruktion und verweist auf das Mediale seines Ansatzes,
darauf, dass es sich in der Fotografie immer um eine geschaffene Welt handelt.
Die Projektion auf ein grob zusammengenähtes Leintuch – das „Archensegel“ -,
das sich leicht bewegt und das deutliche Geräusch der 12 Projektoren helfen
zusätzlich jede Wirklichkeitsillusion zu zerstören. Der Betrachter muss sich
auf die Welt der Bilder ohne Verweis auf die Realität beschränken; eine recht
wichtige fotografische Übung.