Heidemarie Klabacher
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Der individuell zu
gestaltende und von Bestattungsinstituten
akzeptierte Sarg ist da:
Der MOSER 21600 SO Künstlersarg
In einer Ausstellung der Galerie der Stadt Salzburg
"minimal housing" können ein
Dutzend Modelle begutachtet werden. Sie sind von Künstlerinnen und Künstlern
für sich selbst oder Auftraggeber nach deren Wünschen gestaltet.
Einer ist in
ätherisch-wolkiges Blau getaucht für ein Auferstehen oder zumindest
Hinüberschweben.
Der Jurist und Jazzpianist Peter Schrammel will sich auf die Chöre der Cherubim und
Seraphim nicht verlassen und auch „drüben" lieber selber musikalisch tätig
sein: Sei Flügel-Sarg ist selbst auch
ein Instrument - außen ist tatsächlich eine dicke Klaviersaite montiert, die
mittels funktionierender Mechanik angeschlagen werden kann. Man kann den
letzten Weg auch mit Sportsgeist antreten: „Transit-Alpin" heißt eine
grellbunt beschriftete „Fluchtkiste", die mit Schiern und Schistöcken
ausgestattet ist. Understatement zeichnet ein weiteres - schlicht weißes -
Modell aus: auf dem Deckel ein rostrotes lang gezogenes „Andreaskreuz",
auf die vier Seiten verteilt Worte aus dem Johannes-Evangelium „Ich bin die
Auferstehung und das Leben". Der Deckel ist offen, innen ist (hoffentlich
noch lange) ein Regal, auf dem vorläufig eine Madonna Unterstand gefunden hat:
Das ist der Sarg von Pater Franz Lauterbacher OSB, dem Pfarrer von Mülln. „Nach
tausend Begräbnissen in zehn Jahren hat man eine Beziehung zum Tod", sagt
Pater Franz im Gespräch mit DrehPunktKultur. Er habe die Urnenbeisetzungen
beider Eltern von Otto Beck geleitet. So sei man in Kontakt gekommen. Die
Beck'sche Idee eines künstlerisch gestalteten Sarges habe er gerne aufgegriffen.
Wolfgang Seierl hat Pater Franz Lauterbachers Sarg gestaltet. Wer einen John
Cage im Klangmobil vom Flughafen abholt, wer als Märchen erzählender Charon den
Lebenden als Fährmann dient (und sei es nur über die Salzach) - der darf auch
über die künstlerische Gestaltung der allerletzten Herberge des Menschen
nachdenken. Otto Beck präsentiert sein Herzensprojekt „Minimal Housing".
„Wenn ein Metallbildhauer( Christiane Pott-Schlager) stirbt und in einem
Buchensarg begraben wird - was hat das mit ihm zu tun?", fragte Otto Beck
die zahlreichen Vernissage-Besucher in der Galerie der Stadt Salzburg. Niemand
wusste Antwort. Und damit hat Otto Beck sein Anliegen auf den Punkt gebracht:
Die letzte Herberge, das letzte kleinste Haus soll nicht eine anonyme Kiste
sein, sondern mit dem Menschen auch zu tun haben, der darin seinen letzten Weg
antritt. Musterbeispiel: Der Perkussionist und Klangkünstler Gerhard Laber hat
Klangscheiben auf dem Deckel des Grundmodell aus „leichtem Pappelholz"
montiert. All das erfordert freilich, sich rechtzeitig mit dem eigenen Ableben,
oder gar mit dem Ableben eines seiner Liebsten, auseinander zu setzen. Und das
ist in Zeiten von Jugendwahn - trotz Euthanasie-Gefahr und Patienten-Verfügung
- so gar nicht „in". Sich über das letzte Heim Gedanken machen sollte man
aber, wenn das Modell nicht von der Stange sein soll: „In den drei Tagen, in
denen tatsächlich ein Trauerfall zu organisieren ist, ist es zu spät",
betont Otto Beck. Entscheidend für den Erfolg der Aktion war, so Beck, dass man
ein offenes Ohr bei der Städtischen Bestattung Salzburg gefunden hat und mit
einem der größten
Sarghersteller Europas, der Holzindustrie Moser aus St.
Michael im Lungau, zusammen arbeitet. Bei der Firma Moser kann der „Moser SO
21600 Künstlersarg" über Bestattungsinstitute weltweit bestellt werden.
Mit der Städtischen Bestattung Salzburg könne vereinbart werden, dass man
dereinst in eben diesem Sarg abgeholt werden möchte. Der Arzt Gerhard Schreder
will in einem Schiffssarg seinen letzten Weg antreten. Das Schiffsmotiv greift
auch der Maler Rupert Gredler auf, welcher sein „Rettungsboot" aus
realistisch bemalten Totenbrettern zusammenfügt. Für einen anonymen Prominenten
hat die Keramikerin Marianne Ewaldt einen Sarg mit einem Labyrinth aus Blattgold
belegt... Fotos des französischen Funeral-Art-Künstlers Andrè Chabot mit
dreißig Bildern seiner „Begräbnis-Inszenierungen" ergänzen die Ausstellung
„Minimal Housing" in der Galerie der Stadt Salzburg.
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