Frischer Wind für die Neue Musik:
Musiktage in Saalfelden
und eine Arche auf der Salzach
..........Die zweifellos interessanteste Komposition für
das Arche-Projekt steuerte Dieter Schnebel bei, dessen »Klangflussübersetzung«
-philosophisch motiviert von Heraklits These vom ewigen Fluß der Dinge -
musikalisch das Fließen des Wassers meditativ nachvollzieht: Eine spröde Klangstruktur,
diktiert von Akkordeon und Gitarre, übertönt vom Klagen der Solo-Oboe und der
Solo-Violine, verändert sich minimalistisch, dem ruhigen Fluss des Wassers
entsprechend: Als stimmten die Sirenen ihren Gesang an, der zum Zerfließen in
Natur verführen soll. ."- Für das nächste Jahr haben Stockhausen und Schnebel
bereits ihre weitere Mitwirkung zugesagt; mit Luciano Berio, der während der
Salzburger Sommerakademie kontaktiert worden war, wird noch verhandelt. Wenn
alles klappt, so könnte die Arche vielleicht auch schon bald in der Donau
schwimmen: Das Projekt wurde jedenfalls bei dem Ideenwettbewerb zur EXPO 1995
ausgezeichnet; die Arche müsste für diesen Abstecher freilich erst besser
wassertauglich gemacht werden. Eine andere ungewöhnliche Aktion sorgte für eine
wichtige Belebung während der recht einseitig orientierten Salzburger
Festspiele: Fackeln säumten beide Ufer der Salzach; die Beleuchtungskörper der
Fußwege waren mit hellvioletten Folien verkleidet, die eine
mystisch-irisierende Stimmung verbreiteten; und im Licht von roten und blauen
Scheinwerfern hoben sich glänzend die in Dreiecken übereinandergeschichteten
Stahlrohre jener archaischen Arche ab, die während des Sommers 1989 zwar nicht zum
ersten Mal, aber erstmals begleitet von eigens für diesen Anlass komponierten
»Arche-Tekturen« die Salzach überquerte. Otto Beck und Thomas Zierhofer-Kin
hatten mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Salzburger Festspiele an
zahlreiche Komponisten Aufträge für Kompositionen zum »Zeitfluss«-Projekt
erteilt, die im Verlaufe des Festspielsommers live auf der den Fluss
überquerenden Arche uraufgeführt wurden. So inszenierte etwa Altmeister
Karlheinz Stockhausen die Aufführungen seines künstlerisch gewiss diskutablen
»Nasenflügeltanzes« und seines »Kinntanzes« als echte »Light-Age«-Spektakel:
Aus der Spannung zwischen der Statik der Beleuchtung und dem dynamischen Fluss
der Salzach ergab sich tatsächlich ein stimmungsvoll-ästhetischer Eindruck, der
freilich durch die recht banalen Kompositionen, die auch von einer
ambitionierten Popgruppe hätte stammen können........