Otto
Beck

Rainhard Kager 
1989

Frischer Wind für die Neue Musik:
 Musiktage in Saalfelden und eine Arche auf der Salzach 


..........Die zweifellos interessanteste Komposition für das Arche-Projekt steuerte Dieter Schnebel bei, dessen »Klangflussübersetzung« -philosophisch motiviert von Heraklits These vom ewigen Fluß der Dinge - musikalisch das Fließen des Wassers meditativ nachvollzieht: Eine spröde Klangstruktur, diktiert von Akkordeon und Gitarre, übertönt vom Klagen der Solo-Oboe und der Solo-Violine, verändert sich minimalistisch, dem ruhigen Fluss des Wassers entsprechend: Als stimmten die Sirenen ihren Gesang an, der zum Zerfließen in Natur verführen soll. ."- Für das nächste Jahr haben Stockhausen und Schnebel bereits ihre weitere Mitwirkung zugesagt; mit Luciano Berio, der während der Salzburger Sommerakademie kontaktiert worden war, wird noch verhandelt. Wenn alles klappt, so könnte die Arche vielleicht auch schon bald in der Donau schwimmen: Das Projekt wurde jedenfalls bei dem Ideenwettbewerb zur EXPO 1995 ausgezeichnet; die Arche müsste für diesen Abstecher freilich erst besser wassertauglich gemacht werden. Eine andere ungewöhnliche Aktion sorgte für eine wichtige Belebung während der recht einseitig orientierten Salzburger Festspiele: Fackeln säumten beide Ufer der Salzach; die Beleuchtungskörper der Fußwege waren mit hellvioletten Folien verkleidet, die eine mystisch-irisierende Stimmung verbreiteten; und im Licht von roten und blauen Scheinwerfern hoben sich glänzend die in Dreiecken übereinandergeschichteten Stahlrohre jener archaischen Arche ab, die während des Sommers 1989 zwar nicht zum ersten Mal, aber erstmals begleitet von eigens für diesen Anlass komponierten »Arche-Tekturen« die Salzach überquerte. Otto Beck und Thomas Zierhofer-Kin hatten mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Salzburger Festspiele an zahlreiche Komponisten Aufträge für Kompositionen zum »Zeitfluss«-Projekt erteilt, die im Verlaufe des Festspielsommers live auf der den Fluss überquerenden Arche uraufgeführt wurden. So inszenierte etwa Altmeister Karlheinz Stockhausen die Aufführungen seines künstlerisch gewiss diskutablen »Nasenflügeltanzes« und seines »Kinntanzes« als echte »Light-Age«-Spektakel: Aus der Spannung zwischen der Statik der Beleuchtung und dem dynamischen Fluss der Salzach ergab sich tatsächlich ein stimmungsvoll-ästhetischer Eindruck, der freilich durch die recht banalen Kompositionen, die auch von einer ambitionierten Popgruppe hätte stammen können........