Otto
Beck

Gottfried Goiginger Die Arche

 Vielleicht ist es viel eher ein menschlicher denn ein menschlicher Wunsch, sich eine Stätte der Geborgenheit, eine Verfügungsgegend zu erschaffen. Vielleicht ist die SUCHSUCHT, ein abgewandelter Produktionszwang dem Mann auferlegt. Vielleicht ist aber auch die Sehnsucht nach Beherbergung ein Zeichen dafür, dass Gesellschaft zerbröckelt und dem einzelnen keinen ihm entsprechenden Platz mehr anzubieten versteht. Vielleicht … Herumirren schließt Irrtum aus, auch dann, wenn alles andere als ein Kontinuum als Lebensgeschichte abzuliefern erwägt, gerade dann, wenn Konsequenz gegen Zwiespältigkeit eingetauscht wird. Die Suche nach dem richtigen Raum geht nach innen und außen gleichzeitig. Otto Beck reist. Tatsächlich und imaginierend, schauend und entdeckend. Er findet Entsprechungen und Umspannungen, er findet Brücken und Gefälle, er findet Wegweiser, die er übersieht, um sie später als MERK-MALE für immer zu bewahren. Stationen dieser Irrfahrt sind Istanbul, Ägypten, Marokko, New York und Altamira. Er durchstöbert das Archiv der Welt, um immer deutlicher zu erkennen, dass sich der Mann nach dem ersten Zuhause, nach der Urbehausung im Mutterschoß sehnen muss, das er gleichzeitig dazu verführt ist, sich draußen zu behaupten und Bewährung im Kampf gegen eine „feindliche“ Umwelt zu suchen. Bildspuren dieser Auseinandersetzung lassen sich in den Arbeiten seit 1976 finden. Gleichgültig, welche Themen Otto Beck wählte, tatsächlich umkreiste sein künstlerisches Tun einen sich allmählich entäußernden Kern, eine sich langsam offenlegende Mitte. Entscheidendes, weil alles in sich aufnehmendes Zeichen wird die ARCHE.  Entwickelt aus dem für Otto Beck komplexesten geometrischen Körper, aus dem Grundsymbol Pyramide, ist die ARCHE Rückzugsort und Persönlichkeitsspeicher, ist sie trotzige Festung und wesentlich geeigneterer Zufluchtsort für Ideen als dies je ein Museum war;  ist sie gleichzeitig nomadisches Vehikel. Sonnengefährt, das sich niemals auf einem angestammten Platz festkrallt: der Mensch ist beweglich, eine sich „Im Fluss“ befindliche Existenz, statische Behausung dämmt ihn ein, legt ihm ungebührliche Fesseln an. Die ARCHE ist eine langgestreckte Pyramide, weil sie niemals starrer Zentralbau sein kann, weil sie damit richtungsweisend wird, sie ist eine um die Grundfläche gespiegelte Pyramide, weil Architektur schwimmen können muss, wenn sich das fadenscheinige Konstrukt eines festen Bodens auflöst. Die ARCHE ist paradiesische Insel, auf die man sich zurückzieht, sie ist Utopie, Nirgendwo-Ort. Die ARCHE ist lebensbegleitend, weil sie deutbar und wandlungsfähig ist; sie ist Wiege, Rüstung, Sarg. Vor allem aber ist sie nicht an einen klar definierten Raum gebunden, sie ist offen und durchlässig, sie ist (ein) SOZIETÄTSMOBIL. Otto Becks künstlerische Arbeit ist längst über das 2-Dimensionale über das 3-Dimensionale hinausgegangen. Sie ist eigentümlich und selbständig, dennoch ist sie alles andere als sich selbst bespiegelnd und ich-artikulierendOtto Beck, Texte, Homepage 2020 Gottfried Goiginger Die Arche Vielleicht ist es viel eher ein menschlicher denn ein menschlicher Wunsch, sich eine Stätte der Geborgenheit, eine Verfügungsgegend zu erschaffen. Vielleicht ist die SUCHSUCHT, ein abgewandelter Produktionszwang dem Mann auferlegt. Vielleicht ist aber auch die Sehnsucht nach Beherbergung ein Zeichen dafür, dass Gesellschaft zerbröckelt und dem einzelnen keinen ihm entsprechenden Platz mehr anzubieten versteht. Vielleicht … Herumirren schließt Irrtum aus, auch dann, wenn alles andere als ein Kontinuum als Lebensgeschichte abzuliefern erwägt, gerade dann, wenn Konsequenz gegen Zwiespältigkeit eingetauscht wird. Die Suche nach dem richtigen Raum geht nach innen und außen gleichzeitig. Otto Beck reist. Tatsächlich und imaginierend, schauend und entdeckend. Er findet Entsprechungen und Umspannungen, er findet Brücken und Gefälle, er findet Wegweiser, die er übersieht, um sie später als MERK-MALE für immer zu bewahren. Stationen dieser Irrfahrt sind Istanbul, Ägypten, Marokko, New York und Altamira. Er durchstöbert das Archiv der Welt, um immer deutlicher zu erkennen, dass sich der Mann nach dem ersten Zuhause, nach der Urbehausung im Mutterschoß sehnen muss, das er gleichzeitig dazu verführt ist, sich draußen zu behaupten und Bewährung im Kampf gegen eine „feindliche“ Umwelt zu suchen. Bildspuren dieser Auseinandersetzung lassen sich in den Arbeiten seit 1976 finden. Gleichgültig, welche Themen Otto Beck wählte, tatsächlich umkreiste sein künstlerisches Tun einen sich allmählich entäußernden Kern, eine sich langsam offenlegende Mitte. Entscheidendes, weil alles in sich aufnehmendes Zeichen wird die ARCHE.  Entwickelt aus dem für Otto Beck komplexesten geometrischen Körper, aus dem Grundsymbol Pyramide, ist die ARCHE Rückzugsort und Persönlichkeitsspeicher, ist sie trotzige Festung und wesentlich geeigneterer Zufluchtsort für Ideen als dies je ein Museum war;  ist sie gleichzeitig nomadisches Vehikel. Sonnengefährt, das sich niemals auf einem angestammten Platz festkrallt: der Mensch ist beweglich, eine sich „Im Fluss“ befindliche Existenz, statische Behausung dämmt ihn ein, legt ihm ungebührliche Fesseln an. Die ARCHE ist eine langgestreckte Pyramide, weil sie niemals starrer Zentralbau sein kann, weil sie damit richtungsweisend wird, sie ist eine um die Grundfläche gespiegelte Pyramide, weil Architektur schwimmen können muss, wenn sich das fadenscheinige Konstrukt eines festen Bodens auflöst. Die ARCHE ist paradiesische Insel, auf die man sich zurückzieht, sie ist Utopie, Nirgendwo-Ort. Die ARCHE ist lebensbegleitend, weil sie deutbar und wandlungsfähig ist; sie ist Wiege, Rüstung, Sarg. Vor allem aber ist sie nicht an einen klar definierten Raum gebunden, sie ist offen und durchlässig, sie ist (ein) SOZIETÄTSMOBIL. Otto Becks künstlerische Arbeit ist längst über das 2-Dimensionale über das 3-Dimensionale hinausgegangen. Sie ist eigentümlich und selbständig, dennoch ist sie alles andere als sich selbst bespiegelnd und ich-artikulierendOtto Beck, Texte, Homepage 2020 Gottfried Goiginger Die Arche Vielleicht ist es viel eher ein menschlicher denn ein menschlicher Wunsch, sich eine Stätte der Geborgenheit, eine Verfügungsgegend zu erschaffen. Vielleicht ist die SUCHSUCHT, ein abgewandelter Produktionszwang dem Mann auferlegt. Vielleicht ist aber auch die Sehnsucht nach Beherbergung ein Zeichen dafür, dass Gesellschaft zerbröckelt und dem einzelnen keinen ihm entsprechenden Platz mehr anzubieten versteht. Vielleicht … Herumirren schließt Irrtum aus, auch dann, wenn alles andere als ein Kontinuum als Lebensgeschichte abzuliefern erwägt, gerade dann, wenn Konsequenz gegen Zwiespältigkeit eingetauscht wird. Die Suche nach dem richtigen Raum geht nach innen und außen gleichzeitig. Otto Beck reist. Tatsächlich und imaginierend, schauend und entdeckend. Er findet Entsprechungen und Umspannungen, er findet Brücken und Gefälle, er findet Wegweiser, die er übersieht, um sie später als MERK-MALE für immer zu bewahren. Stationen dieser Irrfahrt sind Istanbul, Ägypten, Marokko, New York und Altamira. Er durchstöbert das Archiv der Welt, um immer deutlicher zu erkennen, dass sich der Mann nach dem ersten Zuhause, nach der Urbehausung im Mutterschoß sehnen muss, das er gleichzeitig dazu verführt ist, sich draußen zu behaupten und Bewährung im Kampf gegen eine „feindliche“ Umwelt zu suchen. Bildspuren dieser Auseinandersetzung lassen sich in den Arbeiten seit 1976 finden. Gleichgültig, welche Themen Otto Beck wählte, tatsächlich umkreiste sein künstlerisches Tun einen sich allmählich entäußernden Kern, eine sich langsam offenlegende Mitte. Entscheidendes, weil alles in sich aufnehmendes Zeichen wird die ARCHE.  Entwickelt aus dem für Otto Beck komplexesten geometrischen Körper, aus dem Grundsymbol Pyramide, ist die ARCHE Rückzugsort und Persönlichkeitsspeicher, ist sie trotzige Festung und wesentlich geeigneterer Zufluchtsort für Ideen als dies je ein Museum war;  ist sie gleichzeitig nomadisches Vehikel. Sonnengefährt, das sich niemals auf einem angestammten Platz festkrallt: der Mensch ist beweglich, eine sich „Im Fluss“ befindliche Existenz, statische Behausung dämmt ihn ein, legt ihm ungebührliche Fesseln an. Die ARCHE ist eine langgestreckte Pyramide, weil sie niemals starrer Zentralbau sein kann, weil sie damit richtungsweisend wird, sie ist eine um die Grundfläche gespiegelte Pyramide, weil Architektur schwimmen können muss, wenn sich das fadenscheinige Konstrukt eines festen Bodens auflöst. Die ARCHE ist paradiesische Insel, auf die man sich zurückzieht, sie ist Utopie, Nirgendwo-Ort. Die ARCHE ist lebensbegleitend, weil sie deutbar und wandlungsfähig ist; sie ist Wiege, Rüstung, Sarg. Vor allem aber ist sie nicht an einen klar definierten Raum gebunden, sie ist offen und durchlässig, sie ist (ein) SOZIETÄTSMOBIL. Otto Becks künstlerische Arbeit ist längst über das 2-Dimensionale über das 3-Dimensionale hinausgegangen. Sie ist eigentümlich und selbständig, dennoch ist sie alles andere als sich selbst bespiegelnd und ich-artikulierend. G.G. 1987

on the riverside  - ensemble  spinario -1987