Ricky Knoll
GERÜSTET FÜR DIE EWIGKEIT
Mit „Vaticano — Moda all'etemità will der Salzburger
Künstler Otto Beck geistliches Personal wieder sichtbarer machen. Der Müllner
Pfarrer Franz Lauterbacher sorgte als einer der ersten damit für Aufsehen
in Mülln. „Gerade in einer Stadt wie
Salzburg, die vom ewig-kirchlichen Geist
durchzogen und voller sakraler Architektur ist, fehlt das sichtbare Personal
dazu", erklärt Otto Beck. Den Künstler stört es schon lange, dass sich
Priester und andere kirchliche Bedienstete in ihrer Freizeit sozusagen „verkleiden",
sich in Normalkleidung geradezu
verstecken. Im Gegensatz zu Rom: „Dort gehen die Priester mit ihrem Capello wie
selbstverständlich herum. Ich meine, wenn schon Katholizismus, dann so."
Denn einen Polizisten wolle er ja auch an seiner Uniform erkennen, damit ihn
die Anwesenheit beruhigen kann. Beck plädiert dafür, dass Priester ihren Beruf
und ihre Berufung mit Stolz nach außen sichtbar machen sollen. „Wenn es dazu
kein entsprechendes Gewand gibt, dann muss man's erfinden."
Gesagt, getan: Als erstes machte sich Beck an die
Kopfbedeckung. „Am Hut hat man früher auch die Stände erkannt, das war ein
wichtiges Merkmal." Aus Filz sind seine Hüte und mit einem schnurgeraden
Ring rundherum. „das muss wie beim Saturn mit seinen Ringen sein", betont
der Künstler, während er seine Kollektion ausbreitet und seine „Models"
sie aussuchen.
In weiterer Folge hat Beck ja noch Umhänge und Mäntel
entworfen, aber auch auf die Freizeitmode nicht vergessen: „Am Strand, in
Thermentempeln, beim Tauchsport — auch da soll man sehen: hier genießt ein
Priester seine Freizeit." Sogar Bademäntel, Bettwäsche, Schuhe, Küchen-
und Haushaltskleidung hat er in sein Programm „Vaticano — Moda all' etemità"
aufgenommen. Taschen und Schirme
ergänzen das Programm.
Als einer der ersten ließ sich Pater Franz Lauterbacher,
Pfarrer von Mülln, für die Modelinie begeistern. „Ich tu mir ja ein bissl leichter mit der Erkennbarkeit, weil ich als
Pater des Benediktinerstifts Michaelbeuern vom Kloster meinen Habit tragen
kann. Und bei passender Gelegenheit nehme ich den Hut, wie weiland Don Camillo
im Fernsehen, erzählt er und lacht voller Freude. Die „passende
Gelegenheit" zum Ausgehen mit Hut ergab sich zuletzt bei derGeburtstagsfeier
seines Mitbruders Pater Paulus. Der feierte im Stift seinen 80. Geburtstag, und
als Geschenk verehrte ihm Pater Franz ein besonders nobles Stück mit roter
Kordel. „Rot ist zwar dem Kardinal vorbehalten, aber ich denke, hier kann man
schon ein Auge zudrücken", gesteht auch Pater Paulus mit einem Schmunzeln.
Gerne verreist Pater Franz nach Rom und nimmt seinen Hut mit. „Da passt das
besonders gut dazu. Außerdem: ein Pfarrer mit Hut ist immer gut. Sogar Papst
Franziskus hat gesagt: ,Seid Priester wie Don Camillo, geht zu den Leuten und
hört zu.' Und das mache ich hier in Mülln auch, betont der Pfarrer. Mittlerweile
haben sich die „Models" im Pfarrsaal umgezogen, um „Vaticano"
stilgerecht präsentieren zu können. Theolögiestudent Josef Di Stolfo, seit 20 Jahren Ministrant in
Mülln, hat sich für die Freizeitkleidung entschieden. Eine besondere Freude mit
dem Schirm hat Schwester Hedwig von den Barmherzigen Schwestern im
Salzachgässchen: „Meine Mitschwestern werden mich beneiden!", strahlt sie.
Als Saturno oder "Capello Romano "(scherzhaft
Don-Camillo-Hut) bezeichnet man eine besonders in Italien übliche Kopfbedeckung
katholischer Geistlicher. Dieser Hut wird jedoch nur zur Soutane getragen. Der
Hut ist vollkommen rund und besitzt eine weite Krempe, die an die Ringe des
Saturn erinnert.